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Enerige & Management > E-World 2025 - „Ich frage mich: Wo ist da die Gaskrise?“
Von der Efet (von links): Konrad Keyserlingk (Task Force Strom), Anne Köhler (Geschäftsführerin) und Joachim Rahls (Task Force Gas). Quelle: E&M / Georg Eble
E-WORLD 2025:
„Ich frage mich: Wo ist da die Gaskrise?“
Die Gashändler bleiben unzufrieden mit den Vorschriften, zu welchen Terminen die Gasspeicher wie voll sein müssen.
 
Die Energiegroßhändler-Lobby Efet Energy Traders Deutschland fordert erneut weniger Regulierung auf den europäischen Strom- und Gas-Großhandelsmärkten. Konkret griff Joachim Rahls, Leiter der Task Force Gas, am 12. Februar vor der Presse in Essen die verlängerten deutschen Vorschriften für bestimmte Füllstände der nationalen Erdgasspeicher an. Diese sei als Konsequenz aus der drohenden Gasmangellage 2022 gerechtfertigt gewesen. Damals hatte die russische Gazprom den Gashahn abgedreht, nachdem sie bereits in der Einspeichersaison 2021 ihre deutschen Speicher leer gelassen hatte.

Aber, so Rahls sinngemäß: „Wir nehmen die Medizin seit drei Jahren ein und verursachen nur noch Nebenwirkungen und kurieren nicht mehr die Krankheit.“ Weil die Krankheit nicht mehr da sei: Die Gaspreise haben sich mehr oder weniger auf Vorkriegswerte normalisiert, die deutschen und die europäischen Speicher sind noch zu knapp 48 Prozent gefüllt, die zusätzliche LNG-Infrastruktur zum Ausgleich der Exportausfälle ist schon teilweise in Betrieb, bei sinkendem Verbrauch. Rahls: „Wo ist da die Krise?, frag‘ ich mich.“ Der Task-Force-Vorsitzende - auch im Brotberuf bei Shell leitend mit regulatorischen Fragen zu Erdgas befasst - zog in Zweifel, warum immer noch die Alarmstufe Orange gilt.

Laut dem verlängerten nationalen Gasspeichergesetz müssen die einheimischen Speicher an jedem 1. Oktober - dem Beginn der Heizperiode - zu 80 Prozent gefüllt sein, am 1. November zu 90 Prozent und am 1. Februar immer noch zu 40 Prozent. Eine entsprechende EU-Regelung ist befristet. Werden die Quoten gerissen, muss das deutsche Gas-Marktgebiet THE die Differenz bei Händlern ausschreiben („Strategic Storage Based Options“, SSBO) und notfalls Gas selber einkaufen.

Efet: Vorgaben aus dem Gasspeichergesetz streichen

Efet-Ehrenämtler Rahls forderte, alle diese Vorgaben zur Heizperiode 2026/27 zu streichen. Der Staat solle, um im Bild zu bleiben, „nicht noch mehr Medizin verordnen, um ihre Nebenwirkungen wegzukriegen“.

Die „Nebenwirkungen“ sieht Rahls zum Beispiel darin, dass sich die Sommer-Winter-Spreads ins Gegenteil verkehrt haben. Gas ist normalerweise außerhalb der Heizperiode billiger und währenddessen teurer, jetzt ist es umgekehrt, wie man an den entsprechenden Futurepreisen sehen kann. Damit entfällt ein Anreiz, im Sommer zu bunkern, um das Gas dann zu haben, wenn man es verheizt.

Der Verband Gas- und Wasserwirtschaft hatte am 11. Februar zudem den Verdacht geäußert, dass Gashändler eine Wette gegen die regulatorische Verpflichtung von THE abschließen und Gas spekulativ von den Speichern fernhalten, weil THE dann, wenn die regulatorischen Stichtage näherrücken, dafür auch Mondpreise bezahlen müsste (wir berichteten). Dieser Verband konnte sich aber im Gegensatz zu Efet nicht dazu durchringen, die Abschaffung der Füllstands-Vorgaben zu fordern.

Ein einziges Marktgebiet bei Strom und Gas „Erfolgsstory“

Efet-Mann Rahls erinnerte: „Der Handel hat damals zur Überwindung der Krise beigetragen, jetzt soll man ihn mal machen lassen. Gebt uns früh genug klare Regeln und schraubt nicht während des Spiels daran herum!“

Im Übrigen sei die Zusammenlegung der beiden deutschen Marktgebiete zu einem einzigen 2021 eine „Erfolgsstory: Obwohl 2022 die Gasflüsse aus Greifswald (Pipeline Nord Stream aus Russland, die Redaktion) letztlich auf null sanken, konnten wir nach wie vor alles verbleibende Gas hin- und hertransportieren.“
 

Georg Eble
Redakteur
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Mittwoch, 12.02.2025, 17:23 Uhr

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